
Liebe Freunde der Brigita Dispensary Lindi,
als erstes möchte ich Ihnen mitteilen, dass unsere Klinik seit Dezember 2024 BRIGITA General Clinic heisst. Dies ist eine Aufwertung im tansanischen Gesundheitssystem. In einer Dispensary durften wir viele unserer Untersuchungen offiziell nicht machen und auch viele Medikamente, die wir für die Behandlung unserer Patienten benötigen, nicht benutzen. Wir sind weiterhin eine ambulante Klinik, sogar eine Art Überweisungsklinik mit einer höheren Einstufung in Diagnostik und Therapie. Zwei Jahre hat es gedauert, bis wir diese Zulassung bekommen haben! Wir arbeiten jetzt hauptsächlich mit Ärzten, die ein Universitätsstudium haben; früher hatten wir meisten nur „Clinical Officers“ mit Fachschulausbildung. In Tansania gibt es jetzt viele medizinische Universitäten und es ist leichter, tansanische Ärzte für Lindi zu bekommen. Viele sind nach dem Studium erst einmal arbeitslos, denn es dauert ein bis zwei Jahre bis zur Anstellung. Leider verlassen in diesem Monat zwei unserer Ärzte die Brigita Klinik. Sie haben sich bei der Regierung beworben und eine Stelle bekommen. Zum Glück haben wir bereits zwei neue Ärzte gefunden, die gerade ihr praktisches Jahr beendet haben und gern in Lindi arbeiten möchten. Sie haben schon ein paar Tage mitgeholfen; nächste Woche machen sie ihre Abschlussprüfung. Es wird einige Zeit dauern, bis sie Erfahrung haben, die Standardtherapien kennen und selbständig Ultraschalluntersuchungen durchführen können. Die Ärzte, die nun anderswo arbeiten werden, können dort das Wissen anwenden, das sie bei uns erworben haben. Unsere Tochter Agnes und ihr Mann Abram sind schon seit Anfang des Jahres nicht mehr in Lindi. Sie sind nach Deutschland gegangen, um dort ihre Facharztausbildung zu machen. Sie fehlen uns natürlich und wir müssen die Zukunft der Klinik neu planen. Wir hoffen, dass wir andere gute tansanische Mitarbeiter finden, die ihre Stelle einnehmen können. Vor allem für die Ultraschallabteilung bräuchten wir jemanden, der kompetent ist und eventuell auch die offizelle Anerkennung der radiologischen Gesellschaft erwerben kann. Oft werde ich gefragt, ob es in Tansania Fortschritt gibt oder ob es immer noch ein armes Land ist. Nun, in der Einschätzung der Vereinten Nationen gilt Tansania jetzt als Land mit unterem mittleren Einkommen. Dies macht sich vor allem im Wohnungsbau bemerkbar. Viele Leute- auch kleinere Angestellte und Familien in den Dörfern - bauen sich kleine, hübsche Einfamilienhäuser, mit gefliestem Boden, wie kleine Bungalows. Im Süden spielt der Verkauf der Cashewnüsse eine grosse Rolle für die Wirtschaft und trägt zum Einkommen vieler Familien bei. Dieses Jahr konnten die Cashewnüsse zu einem guten Preis für den Export verkauft werden, dadurch haben viele Leute mehr Geld. Auch in der Klinik merken wir es sehr. Die Wartezimmer sind jeden Tag voll. Manchmal musste ich sogar 10 bis 20 Ultraschalluntersuchungen auf den nächstem Tag verschieben. Aber nicht alle profitieren von dem Boom, immer noch sind jeden Tag einige Patienten dabei, die Unterstützung aus dem Spendenfond gebrauchen, weil sie sonst nicht alle Medikamente und Untersuchungen bekommen können. An grösseren Anschaffungen haben wir dieses Jahr einen schnelleren PC (Computer) als neuen Server für das Computersystem gekauft, der alte machte dauernd Probleme. Die Apotheke hat auch ein Laptop (einen tragbaren Computer) bekommen. Der alte Desktop schaltete bei Stromausfall immer nach kurzer Zeit ab, so dass die Medikamentenausgabe sehr gestört wurde. Nun möchte ich Ihnen noch von einigen Patienten erzählen, stellvertretend für die vielen, die in diesem Jahr zu uns gekommen sind: Mahmud ist ein 13 jähriger Junge aus Chipite, einem Dorf zwischen Lindi und Masasi, mit einem schweren Herzklappenfehler. Letztes Jahr hatte er seine Prüfung zum Abschluss der 4. Klasse bestanden, aber dieses Jahr konnte er kaum am Unterricht teilgenehmen, weil er dauernd krank war. Seit er die Herzmedikamente bekommt, geht es ihm besser. Aber wenn er zu spät zur Behandlung kommt wie dieses Mal, hat er wieder Aszites und Pleuraerguss (Flüssigkeit im Bauch und und unterhalb der Lunge). Ich habe ihm eine Überweisung für die kinderkardiologische Abteilung des Universitätskrankenhauses in Dar es Salaam gegeben; eventuell braucht er eine Herzoperation. Manche Herzoperationen können heutzutage in Tansania durchgeführt werden. Aber die Eltern haben es noch nicht geschafft, ihn dorthin zu bringen. Ich hoffe, mit den Medikamenten geht es ihm bis zum Anfang des neuen Schuljahres im Januar so gut, dass er wieder am Unterricht teilnehmen kann. Ahmadi kommt aus einem Dorf in Mtwara. Seine Mutter hatte letztes Jahr Tuberkulose. Bei der ersten Untersuchung Anfang des Jahres ging es ihm nicht gut, mit Fieber und Luftnot in der Nacht. Die Untersuchung zeigte einen grossen Herzbeutelerguss. Da die Wahrscheinlichkeit sehr gross war, dass der Erguss von Tuberkulosebakterien verursacht worden war, bekam er eine Tuberkulosebehandlung für sechs Monate. Anschließend ging es ihm besser, aber der Erguss war noch da. Wir schickten ihn nach Dar, wo der Erguss zum Teil abgesaugt werden konnte, aber auch beim letzten Besuch war immer noch Flüssigkeit im Herzbeutel zu sehen. Ich hoffe, dass er sich nun mit Medikamenten zurückbildet, sonst muss er eventuell in Dar es Salaam operiert werden. Im letzten Jahr habe ich von Rama erzählt, einem etwa 18 jährigen Jungen aus Songosongo mit Diabetes Typ 1. Er hatte plötzlich eine fast komplette Lähmung der Beine bekommen. Wir vermuteten ein Guillain Barre Syndrom, das ist eine schwere Erkrankung der Nerven, die vom Rückenmark ausgehen. Da es anfangs nur wenig Besserung gab, besorgten wir ihm einen Rollstuhl. Aber bald konnte er wieder ein bisschen laufen, nach ein paar Monaten brachte die Familie den Rollstuhl zurück. Rama macht jetzt eine Lehre als Maurer (!) und ist inzwischen so beschäftigt mit seiner Arbeit, dass er sich das Insulin und die Spritzen mit dem Bus schicken lässt. Durch den Ultraschall können wir in vielen Fällen genau feststellen, welches Problem ein Patient hat, und mit einer speziellen Behandlung beginnen. Zum Beispiel bei Selemani, einem jungen Patienten aus Liwale mit starken Bauchschmerzen und einer Schwellung im Bereich der Leber. Der Ultraschall zeigte eine große Flüssigkeitsansammlung im Oberbauch, umgeben von einer dicken Kapsel, verbunden mit der Leber, höchst verdächtig auf einen Abszess der Leber. Auch die Laborergebnisse passten dazu. Normalerweise bessert sich der Zustand schnell, wenn der Patient die entsprechenden Antibiotika bekommt, auch wenn es eine Zeitlang dauert, bis der Abszess verschwunden ist. Diese Woche kam er wieder, und der Vater berichtete, das die Schwellung sich nach außen geöffnet habe und sehr viel Eiter herausgeflossen sei. Im Ultraschall war noch ein kleiner Abscess zu sehen, aber zum Glück neben der Leber. Diesmal habe ich ihn ins Überweisungskrankenhaus nach Ndanda zum Operieren geschickt, ambulant ist es zu riskant. Ralia ist ein 13- jähriges Mädchen aus Ngapa, einem Dorf ungefähr 10 km von Lindi entfernt. Sie und ihre Schwester sind beide zuckerkrank, sie haben Diabetes Typ I. Als es ihr noch gut ging, kam sie alle ein bis zwei Monate zusammen mit ihrer Schwester mit dem Bus, um ihre Medikamente abzuholen und den Zucker kontrollieren zu lassen. Sie berichtete, dass der Zucker in der Nacht oft sehr niedrig sei. Manchmal musste die Mutter sie in die nahegelegene Dispensary bringen, wo sie eine Glukose Infusion bekam. Der Zucker schien sehr zu schwanken, manchmal naschte sie auch etwas Süßes in der Schule. Meist ging es ihr gut, und sie konnte normal zur Schule gehen. Aber im September wurde sie bewusstlos, die Mutter brachte sie nach Nyangao ins Missionskrankenhaus. Der Zucker war nach einigen Tagen normal, aber noch immer wachte sie nicht auf. Schliesslich wurde sie in das Missionskrankenhaus von Ndanda gebracht, wo es ein Computertomographiegerät gibt. Die Ärzte vermuteten einen Schlaganfall oder ein Hirnödem. Aber zu diesem Zeitpunkt waren die Computertomographie und auch die Laborwerte normal. Trotzdem musste sie noch immer auf der Intensivstation behandelt werden, konnte nicht sprechen, nicht sitzen und nicht essen. Ganz langsam wurde es ein bisschen besser, sie konnte wieder schlucken und schaute die Leute an. Aber weiterhin muss sie gefüttert werden, kann weder sprechen noch stehen. Sie wird jetzt zu Hause gepflegt. Wahrscheinlich hat ein vorübergehendes Ödem des Gehirns einen bleibenden Schaden der Nerven verursacht. An diesem Wochenende rief die Mutter an, weil Ralias Zucker sehr hoch war. Ich habe ihr am Telefon gesagt, wieviel sie jeweils spritzen sollte und was sie ihr zu essen geben sollte. Aber ich habe das Kind seit August nicht gesehen, weiss nur von einem Arzt in Ndanda und durch die Telefonanrufe, was passiert ist. Wir wissen noch nicht, wie es mit ihr weitergeht und ob sie jemals wieder gesund werden kann. Es ist sehr schwierig, in dem entfernten Dorf, dass keine Diabetologen oder erfahrenen Ärzte hat, eine optimale Behandlung durchzuführen. Letzte Woche kam Rajabu, ein kleiner vierjähriger Junge, mit seiner Tante, um die Tuberkulosemedikamente abzuholen. Seine Mutter hat Lungentuberkulose, und mit unserem hochemfindlichen GeneXpert Gerät konnten im Stuhl des Jungen Tuberkulosebakterien festgestellt werden. Zwei Monate der Behandlung sind schon abgeschlossen und das Kind ist lustig und munter. Bald wird es wieder gesund sein - noch vier Monate Behandlung. Es konnten bleibende Schäden verhindert werden, bei ihm und auch bei der Mutter. Achmed ist ein junger Mann aus Mnazimmoja. Er berichtete, dass seit einer Woche sein Bauch geschwollen sei, und er hatte sehr starke Schmerzen. Die Untersuchungen zeigten eine fortgeschrittene Leberzirrhose mit Aszites (Flüssigkeit im Bauchraum) und Hepatitis B (Leberentzündung). Bei der Punktion stellte sich heraus, dass die Flüssigkeit im Bauchraum Blut enthielt, sie war rot wie Blut. Das kann eine Zeichen für Tuberkulose sein, aber die Medikamente für Tuberkulose sind manchmal leberschädigend. Deshalb gegannen wir die Behandlung für Hepatitis B und gaben Medikamente, die die Wasserausscheidung erhöhen, zur Reduzierung des Ascites. Aber die Tuberkulosebehandlung soll er lieber unter stationärer Beobachtung im Krankenhaus in Ndanda beginnen. Halima ist eine 31- jährige Frau aus Kilanjelanje, einem Dorf zwischen Kilwa und Lindi. Sie hat ein kleines Kind von etwa einem Jahr. Ungefähr seit einem Jahr hat sie Rückenschmerzen, seit Mai kann sie nicht mehr laufen und seit kurzem kann sie ihre Beine gar nicht mehr bewegen. Als sie vom Stuhl auf die Untersuchungsliege gelegt wurde, jammerte sie vor Schmerzen. Bei der Untersuchung fielen mir vorspringende Wirbel im Lendenbereich auf. Die Harnblase war stark erweitert, sogar die Nieren waren gestaut, und sie hatte eine Harninkontinenz. Deshalb legten wir erst einen Urinkatheter, und nach der Abnahme der Laborwerte schickten wir sie zum Röntgen der Wirbelsäule ins Regionalkrankenhaus. Das Röntgenbild zeigte eine fast vollkommene Zerstörung des 4. Lendenwirbels und eine Verschiebung der darüberliegenden Wirbelknochen. In Tansania werden solche Veränderungen meistens von Tuberkulose verursacht. Halima hat noch am gleichen Tag mit der Therapie begonnen, und ich habe ihr eine Überweisung ins Universitätskrankenhaus in Dar gegeben. Vielleicht kann dort eine operative Stabilisierung der Wirbelsäule durchgeführt werden. Die Nervenschäden sind vielleicht irreversibel, deshalb wird sie wahrscheinlich querschnittsgelähmt bleiben. Aber zumindest kann die weitere Zerstörung der Wirbel durch die Tuberkulosemedikamente gestoppt werden. So gibt es viele erfreuliche und traurige Geschichten zu erzählen. Mit unserer Arbeit können wir vielen Menschen helfen, mit Ihrer Unterstützung auch denen, die wenig Geld zu Verfügung haben. Wir danken Ihnen, dass Sie trotz der Sorgen und Probleme zu Hause bereit sind, mit den Menschen hier in Tansania, 8000 km entfernt, mitzufühlen und ihnen zu helfen. Für die Unterstützung der Gesundheitsversorgung und der Bildung in der Region Lindi haben wir 2023 den Verein „Freundeskreis Lindi“ gegründet, über den wir jetzt Spenden für Lindi in Empfang nehmen können. Er ist ein eingetragener Verein, der als wohltätig anerkannt ist. Dieses Jahr werden Spenden also nicht mehr über das Bistum Münster abgerechnet, sondern gehen direkt an den Verein „Freundeskreis Lindi“. Kontonummer: IBAN DE 94 7705 0000 0303 7176 98 BIC BYLADEM1SKB Sparkasse Bamberg Wenn Sie spenden möchten, können Sie vermerken, ob Sie für Brigita Dispensary bzw. Brigita General Clinic oder für Augenprojekte zur Operation von Patienten mit grauem Star oder für andere Projekte spenden möchten (Ausbildung, Bildung). Damit Sie sich das Leben der Leute hier und die Arbeit in der Klinik besser vorstellen können, haben wir eine Website im Internet vorbereitet, wo Sie mehr erfahren können: über Lindi und seine Menschen, unseren Verein „Freundeskreis Lindi“, die Geschichte der Klinik, unsere Arbeit hier in Lindi und auch die Projekte von Dr. Peter Buchmann. Er hat früher in Lindi gearbeitet und setzt sich ein für die Patienten mit grauem Star (Eye Camp). Auf der Internetseite gibt es viele Bilder, die Ihnen Lindi und unsere Projekte anschaulich machen sollen. Wenn jemand Mitglied im Freundeskreis Lindi werden will, kann er mir über Whatsapp oder E-mail schreiben, dann nehmen wir ihn in der nächsten Online Versammlung in den Verein auf. Nun möchten wir uns bei Ihnen allen ganz herzlich für Ihre Unterstützung bedanken. Wir grüßen Sie ganz herzlich und wünschen Ihnen alles Gute zu Weihnachten und für das neue Jahr 2025. Drs. Hildegard und Rainer Vogt BRIGITA General Clinic, Lindi, Tansania Mobile mit WhatsApp: +255 656 578 526 E-mail: brigita_dispensary@yahoo.de Spendenkonto: Sparkasse Bamberg Empfänger: Freundeskreis Lindi IBAN: DE 94 7705 0000 0303 7176 98 BIC: BYLADEM1SKB Verwendungszweck: Brigita General Clinic oder Augenprojekt oder Bildung, Ausbildung oder allgemein Projekte des Freundeskreises Lindi